Aktuelle Meldung 20.03.08 zurück  [Archiv]  weiter

Regenwasserbehandlung
Regenwasserbehandlung Rostocker Straße in Winsen (Aller)
 
13 % der Fläche Deutschlands sind Verkehrs- und Siedlungsfläche. Auf diesen Flächen wird, abhängig von der Befestigung, teilweise massiv in den natürlichen Wasserhaushalt eingegriffen. Z. B. kann Regenwasser, das nicht versickert, nicht zur Grundwasserneubildung beitragen. Zudem bedeutet dieses direkt abfließende Oberflächenwasser für Kläranlagen oder Flüsse und Bäche teilweise eine immense Belastung, da bei Starkregen oft ein Vielfaches der üblichen Wassermenge in sehr kurzer Zeit anfällt und die Puffer- und Reinigungswirkung der natürlichen Bodenschichten nicht genutzt wird.
Im Sinne eines nachhaltigen Boden- und Gewässermanagements wird daher zunehmend das auf befestigten Flächen anfallende Regenwasser wieder dem natürlichen Kreislauf zugeführt. Eine für Mensch und Natur gleichermaßen schadlose Ableitung des Wassers ist dabei die Herausforderung an die Planer.
 

Versickerungsmulde

Aufbauprinzip Rohrrigole

 
Aus Verkehrs- und Siedlungsflächen ablaufendes Regenwasser ist im Regelfall nicht schadstofffrei, beispielsweise durch Bindung von Aerosolen oder Rußpartikeln aus Verbrennungsprozessen, Reifenabrieb sowie Kraftstoff- und Ölreste. Die direkte Zuführung zum Grundwasser ist daher nur in seltenen Fällen möglich. Insbesondere in Trinkwasserschutzgebieten ist eine Reinigung des Wassers notwendig. Hierzu werden möglichst natürliche Prozesse in der bewachsenen Bodenschicht genutzt, Pflanzen und Mikroorganismen filtern das Wasser bei seinem Weg durch den Boden. So können Schadstoffeinträge in das Nahrungsmittel Nr. 1 "Wasser" vermieden werden.
Durch das Planungsbüro Wittig wurde solch ein Konzept zur Regenwasserbehandlung des Straßenzuges "Rostocker Straße" für die Gemeinde Winsen (Aller) umgesetzt. Priorität hatte der Schutz der Anwohner vor Beeinträchtigungen durch starke Regenereignisse, da das bestehende System immer wieder zu überstauten Flächen geführt hat.
 
Zunächst ist der zu erwartende Regenwasseranfall sowie das Schadstoffpotenzial zu ermitteln. Da es sich um eine Sackgasse mit ausschließlicher Wohnbebauung handelt, kann eine geringe bis mittlere Schadstoffbelastung angenommen werden. Außerdem liegt das Einzugsgebiet nicht in der Nähe von größeren Industriebetrieben und außerhalb von Wasserschutzgebieten, sodass eine Durchsickerung von 10 cm bewachsener Bodenschicht ausreicht, um das Wasser von möglichen Schadstoffen zu reinigen "filtern".
Das ausgeführte Konzept umfasst mehrere kleine Mulden, die in der Straßenfläche angelegt sind. Hier wird das anfallende Regenwasser gesammelt und sickert durch die bewachsene Bodenschicht dem Grundwasser zu. Bei stärkeren Regenereignissen werden diese Versickerungsmulden gewollt überlaufen. Das Wasser fließt dann dem vorgegebenen Geländegefälle folgend, ohne Beeinträchtigung der Anwohner, zu einem Tiefpunkt wo sich ein unterirdischer Speicher (Rohrrigole) befindet. Von dort gelangt das Wasser durch das anstehende Erdreich zum Grundwasser. Eine Filterung erfolgt so allerdings nicht, daher stellt die Rigole auch nur einen Notüberlauf der Versickerungsmulden dar.
 
Die erste Feuer- bzw. "Wasser"-Taufe hat die neu erstellte Anlage in Winsen bereits hinter sich. So ist ein weiterer Beitrag zum Umwelt- und Ressourcenschutz von der Gemeinde umgesetzt worden. Zudem tragen die entsiegelten Flächen zur Auflockerung des Straßenbildes bei und verbessern so mit entsprechender Bepflanzung die Wohnqualität.
 
SD

© Planungsbüro Wittig - www.pla-wi.de - Föhrenweg 18, 29308 Winsen (Aller), 0 51 43 / 98 56 - 0 zurück  [Archiv]  weiter